Deutsche Jugendmeisterschaften und Langstaffeln Frauen in Rostock (27.-29.7.2018)

Erstellt von Jan-Gerrit Keil | |   Wettkampf

BLV-Rekord für die 3x800m-Staffel – erster Titel für Caroline Joyeux im Dreisprung ebenfalls mit BLV-Rekord

Es herrschte drei Tage lang bestes Urlaubswetter in Rostock, das Thermometer kletterte beständig an die 30-Grad-Marke und auf der Zielgeraden wehte den Athleten kontinuierlich eine frische Brise von durchschnittlich 2-3m Gegenwind ins Gesicht.

Mit 10 Aktiven in den Jugendklassen hatten wir ein überschaubares Team am Start, das sich am Ende mit 3 Medaillen und dem ersten Deutschen Meistertitel für Caroline Joyeux sehr gut in Szene setzen konnte. Den Auftakt gab früh am Freitag Zoe Schubert über 3000m Bahngehen in der U18w. Zoe verbesserte ihre eigene Bestzeit deutlich und ging mit 15:43,93min auch zu einem neuen LGN-Rekord. Die alte Marke von Hanna Neumann (16:19,11min) aus dem Vorjahr verbesserte sie um über eine halbe Minute. Zur Belohnung erbrachte das mit Bronze auch ihre erste Medaille bei einer Deutschen Meisterschaft.

Nur wenig später stieg Caroline Joyeux ins Dreisprunggeschehen der U18w ein. Caroline gelang es bisher noch bei jeder Deutschen Meisterschaft seit der U16 eine Medaille im Dreisprung drinnen oder draußen zu gewinnen, aber noch hat bisher nicht zum Sieg gereicht. Das sollte sich in Rostock ändern. Caroline eröffnete mit 11,81m und setzte sich gleich an die Spitze des Feldes. Im zweiten Durchgang konterte Lisa Kramer vom LC Überlingen mit 12,03m. Dem ließ Caroline bei 1,9m Gegenwind im dritten Durchgang dann den Siegsprung von 12,46m folgen. Im fünften Durchgang sicherte die Athletin von Byron Casfor unter der Vor-Ort-Betreuung von Nadine Großkopf den Sieg mit 12,16m ab. Auch diese Weite hätte bei dem herrschenden Gegenwind zum Sieg gereicht. Caroline verbesserte damit ihren eigenen BLV- und LGN-Rekord (12,27m) aus dem Vorjahr um knapp 20cm.

Am Samstag hatten Lynn Böttcher und Elisabeth Rogoll ihre Vorläufe über 400m und 800m. In 58,18s lief Lynn eine für die Windbedingungen ordentliche Zeit, verpasste aber als 13. den Einzug ins Finale. Besser erging es Elisabeth, die nach zwei Halbfinalläufen mit der neuntbesten Zeit von 2:16,41min ins Finale der besten Zehn lief. Im Weitsprung der U18w wollte Caroline mit dem Dreisprunggold im Rücken auch das Weitsprungfinale erreichen. Mit 5,59m bei 0,9m Gegenwind scheiterte dieses Vorhaben um ganze 2cm, so dass Caroline am Ende neunte der 20 Teilnehmerinnen war. Souverän löste dagegen Johannes Wuthe über 400m Hürden seine Finalqualifikation. Mit neuer persönlicher Bestzeit von 52,77s zog er als Vorlaufsieger mit einem dicken Q in die Finalrunde ein.

Der Sonntag stand im Zeichen der Staffeln, insgesamt vier Nordstaffeln gingen an die Startlinie. Zunächst waren die Sprintstaffeln der Jugend an der Reihe. Die Jungen liefen in der Besetzung Luis Eggert, Johannes Wuthe, Nathan Rober und Frederik Prinz Menzel in einem gemischten Team aus jung und alt und hatten in 43,54s als 15. noch das Nachsehen. Ebenso konnten die Mädchenstaffel mit Leonie Ackermann, Caroline Joyeux, Sarah Ahmed und Lynn Böttcher mit 49,15s leider nicht ganz an ihre Saisonbestzeit von 48,49s heranreichen, die gerade so zum Erreichen den B-Finales gelangt hätte. Für die kommenden Jahre können beide Staffeln auf Grund ihrer Altersstruktur EK-Platzierungen anstreben.

Elisabeth Rogoll geriet im 800m-Finale nach 350m in ein Gerangel, weil zwei Läuferinnen unmittelbar vor ihren Füßen ins Stürzen kamen. Sie konnte sich halbwegs auf den Beinen halten musste aber das Hauptfeld ziehen lassen. Am Ende sprang mit 2:19,95min der neunte Rang dabei heraus, den sie schnell abhakte um sich für die zweite 3x800m Staffel fit zu halten. Johannes Wuthe hielt dem Druck seines Vorlaufergebnisses stand. Er gestaltete das Rennen bis zur vierten Hürde offensiv und musste dann die beiden Favoriten Emil Ageykum (SCC) und Justus Ringel (SC Potsdam) ziehen lassen. In 53,39s sicherte er sich sehr zur Freude seiner Trainerin Nadine Großkopf die Bronzemedaille. Den emotionalen Höhepunkt des Tages bildeten die Langstaffelwettbewerbe der Erwachsenen, die gespickt mit EM-Teilnehmern von Berlin waren, darunter auch Caterina Granz von uns. Waren wir in der Rolly-Ära vor allem bei den Männern mit zwei bist drei Staffeln immer ganz vorne vertreten, kämpfen seit einigen Jahren die Staffeln aus Jives Mittelstreckenarmada bei den Frauen um Edelmetall. So auch dieses Mal. Gestählt durch den Einsatz bei der 4x400m der Frauen in Nürnberg eine Woche zuvor konnte das erste Team in der aus der Hallensaison bereits bewährten Besetzung Isabella Kuhn, Martha Sauter und Caterina Granz sich von Anfang an in einer Dreiergruppe mit TSV Bayer Leverkusen und LG Stadtwerke München deutlich vom Rest des Feldes lösen. Nach knapp unter 2:08min konnte Isabella den Stab mit etwas Rückstand in einer Topzeit auf die führenden zwei Läuferinnen weiterleiten. Martha nahm das Holz beherzt in die Hand und lief die kleine Lücke von vielleicht 10m mutig gleich wieder zu, so dass sie die 400m um 59s durchging. In etwas unter 2:06min wurde sie für ihren Mut mit einer ganz tollen Laufleistung belohnt und konnte den Stab an dritter Position liegend, deutlich vor dem Rest des Feldes an Cati übergeben. Cati nutzte das Tempotraining für die Heim EM und lief im Sog der 800m-Spezialistinnen Mareen Kalis (LG Stadtwerke München, 6:12,41min Bayrischer Rekord) und Sarah Schmidt (TSV Bayer Leverkusen, 6:12,86min) mit knapp unter 2:04min zu einem neuen Berliner Rekord von 6:17,47min auf dem Bronzerang ins Ziel. Der alte BLV-Rekord stammte vom SCC, der 1995 vor 23 Jahren in der Besetzung Katje Hoffmann (71), Carmen Wüstenhagen (73) und Kati Kovacs (71) bei 6:17,95min lag. Auch der Blick auf den LG NORD-Rekord darf bei so einer Ausnahmeleistung natürlich nicht fehlen. 1989 waren Claudia Beulke (63), Marlies Keil (63) und Cornelia Bahls (65) mit 6:21,83min in Dortmund im Rahmen der Deutschen Jugendmeisterschaften den alten Vereinsrekord gelaufen, der fast 30 Jahre bestand hatte. Mit dieser Zeit wurde das Nord-Team damals knapp vierter hinter Eintracht Frankfurt, ASV Köln und LC Olympiapark München. Interessant ist, dass die damaligen Läuferinnen zum Zeitpunkt ihres Vereinsrekordes über 800m in der Summe bereits über bessere Einzelbestleistungen verfügten als unser heutiges Team. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig die Mannschaftsdynamik innerhalb einer Staffel ist und dass sich im Rennen der richtige Flow für eine Bestzeit entwickeln muss. Es belegt aber auch, welches Steigerungspotential insbesondere Martha und Isabella über 800m noch haben. Nicht vergessen wollen wir unsere zweite Staffel, die in Rostock in der Besetzung Mares-Elaine Strempler, Carmen Schultze-Berndt und Elisabeth Rogoll mit 6:49,26min souverän den B-Lauf gewann und insgesamt Rang 10 von 27 Staffeln belegte. In jeweils 2:13-2:14min waren Mares und Carmen dem restlichen Feld enteilt, so dass Elisabeth in ihrem dritten Rennen in zwei Tagen den Stab mit 2:21min sicher als erste über die Linie bringen konnte.

In der reinen Jugendwertung wurde bei dieser Meisterschaft mit 3 Medaillen und 20 LK-Punkten das Optimum des Möglichen erzielt.

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Caroline Joyeux landet mit Goldsatz von 12,46m neuen BLV-Rekord im Dreisprung Foto: Footcorner
Zoe Schubert jubelt über Bronze und Bestzeit im 3000m Gehen Foto: Footcorner
Zoe mit Trainer André Höhne
Martha Sauter, Caterina Granz und Isabella Kuhn laufen in 6:17,47min neuen BLV-Rekord Foto: Footcorner
Johannes Wuthe erringt Bronze über 400mHürden Foto: Footcorner